Wir alle wissen wie schrecklich die Lage in der Ukraine aktuell ist. Putins Krieg hat schon viele Leben gekostet, viele Menschen wurden verletzt oder sind auf der Flucht. Wir stehen hier in voller Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung und fordern einen sofortigen Rückzug der russischen Armee.
Da die Ukraine einer der größten Agrarexporteure ist, sind durch den Krieg, neben all den anderen Grausamkeiten, auch vermehrt Hungerkrisen zu befürchten. Die Getreidepreise steigen enorm, was vor allem Länder des globalen Südens treffen wird.
Da ist es umso wichtiger die zur Verfügung stehende Nahrung möglichst effizient zu nutzen. Ich muss euch sicher nicht erklären, dass es nicht effizient ist den Großteil des zur Verfügung stehenden Getreides in den Futtertrog für sogennante „Nutztiere“ zu kippen. Denn obwohl eigentlich weltweit genug Ackerfläche vorhanden ist, um alle Menschen dieser Welt satt zu bekommen, verhindert das profitorientierte Denken des globalen Ernährungssystems eine gerechte Verteilung. Wieso also nehmen wir 800 Millionen Menschen die in Hunger leben in Kauf, während wir unsere Rinder, Schweine und Hühner mästen?
Um die Abhängigkeit von Futtermittelimporten aus der Ukraine zu verringern, hat die EU-Kommission diese Woche vorgeschlagen, kurzerhand Brachflächen für den Anbau von Futtermitteln freizugeben – Flächen also, die der Biodiversität dienen sollten. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir hat angekündigt, dass nun auch auf ökologischen Vorrangflächen Futtermittel angebaut werden dürfen. Sie spielen so Artenschutz gegen Ernährungssicherheit aus – anstatt dafür zu sorgen, dass das vorhandene Getreide auf dem Teller statt im Trog landet.
Doch durch den enormen Anbau von Futtermitteln gehen nicht nur wertvolle Lebensmittel verloren, nicht zuletzt wird damit auch die Klimakrise angeheizt. Denn die Futtermittelproduktion ist für einen großen Teil der landwirtschaftlichen Treibhausgase verantwortlich. Für die Tierindustrie werden hierzulande Moore trockengelegt und in Lateinamerika Regenwälder gerodet und die indigene Bevölkerung gewaltsam vertrieben.
Das Ernährungssystem ist laut IPCC-Bericht für bis zu 37% verantwortlich! Es ist klar: die Tierbestände müssen runter, und zwar so schnell und umfangreich wie nur möglich! Und klar ist: Auch der Konsum tierischer Produkte muss runter gehen.
Wer uns hier in Nordhessen ein Begriff sein muss, ist Plukon! Die Plukon Food Group ist der zweitgrößte europäische Hühnerfleischkonzern. Plukon schlachtet jährlich fast 430 Millionen Hühner und macht einen Umsatz von knapp 2 Milliarden Euro. Und auch hier in der Gegend betreibt Plukon eine seiner Mega-Schlachtfabriken: in Gudensberg.
Dort ermordet Plukon bis zu 130.000 Tiere jeden Tag – 28 Millionen sind es jährlich. Die Tiere haben teilweise bis zu 400km Transport hinter sich, viele werden aber auch direkt hier in der Region in Megaställen gemästet.
Im Mai 2021 haben Aktivist*innen deshalb die Plukon-Schlachfabrik in Gudensberg mit einer Protestaktion für einen halben Tag komplett blockiert. Sie forderten die sofortige Schließung des Betriebs, um Arbeiter*innen vor einem zu dem Zeitpunkt grassierenden Corona-Ausbruch zu schützen – und um damit endlich auch die nötigen Schritte für eine klimagerechte Agrarwende einzuläuten. Doch offenbar möchte dieser Staat lieber die Fleischkonzerne schützen, anstatt das Klima. Denn diese Woche hat eine der Aktivist*innen eine Vorladung vor dem Amtsgericht Fritzlar erhalten, mit dem Vorwurf der Nötigung. Wir sagen: Schluss mit der Repression gegen Klimaaktivist*innen – #PeopleNotProfit.
Und wir sagen: auch #AnimalsNotProfit. Denn es ist wissenschaftlich längst bewiesen, dass Hühner genauso wie andere sogenannte „Nutztiere“ empathisch sind, Gefühle besitzen und Emotionen von anderen Tieren oder auch Menschen deuten können. Während der Mast sind diese Tiere, die in Ställen mit bis zu 100.000 oder noch mehr Hühnern gehalten werden, kontinuierlichem Stress ausgesetzt. Bei der Schlachtung werden die Hühner oft nicht richtig betäubt und erleiden extremste Schmerzen. Und auch die Arbeiter*innen in der Fleischindustrie sind mieserablen Arbeitsbedingungen ausgesetzt.
Was es jetzt braucht, ist nicht weniger als die Abschaffung der Tierindustrie. Eine Reduktion der Tierbestände um mindestens 80% bis 2030 ist sozial-gerecht möglich. Dafür braucht es Ausstiegsprogramme für Tierhalter*innen und eine Vergesellschaftung von Plukon, Tönnies, Wiesenhof und wie die ganzen Konzerne alle heißen. Immer noch wird die Tierindustrie jährlich mit über 13 Milliarden Euro subventioniert. Diese Gelder müssen in ökologische und solidarische Anbauprojekte, die Wiedervernässung von Mooren und in Aufforstungsprojekte fließen, statt in eine Industrie, die Mensch, Tier und Umwelt ausbeutet und die Klimakrise enorm anfeuert.